Warten auf die Eisheiligen – auf wen?

Jeden Morgen freue ich mich über die zarten Gemüsepflänzchen, die langsam aber sicher ihren Weg durch die Anzuchterde gefunden haben. Einige konnte ich schon pikieren und andere habe ich bereits in größere Gefäße umgetopft. Aber natürlich stehen die kleinen Pflanzen noch im Wintergarten. Und auch wenn der Frühling vom erneuten Schneefall gerade wieder verdrängt wird, warte ich – wie schon von meiner Oma gelernt – sehnsüchtig auf die Eisheiligen. Dann können meine selbstgezogenen Sprösslinge endlich ins Freiland umziehen. Aber wer sind die Eisheiligen eigentlich? Und lohnt sich dieses Warten darauf überhaupt?

Nahezu alle Hobbygärtner sind wahrscheinlich schon jetzt voller Vorfreude darauf, ihre Gemüsepflanzen nach den Eisheiligen ins Beet zu verpflanzen.

Wann sind die Eisheiligen und was hat es damit auf sich?

Die Bezeichnung „Eisheilige“ geht auf den Namenstagskalender der katholischen Kirche zurück. Jedem Heiligen wird an einem anderen Tag im Jahr gedacht. Mitte Mai – genauer vom 11. bis 15. Mai – eines jeden Jahres befinden sich die Gedenktage für Mamertus, Pankratius, Servatius und Bonifatius. Sie schließen mit der einzigen Dame in ihren Reihen ab – der „kalten Sophie“.

Countdown bis zum Ende der Eisheiligen

Vor einigen hundert Jahren konnten die Menschen noch nicht auf genaue Wettervorhersagen zurückgreifen. Für sie war es wichtig, sich an tradierten Weisheiten und wiederkehrenden, klimatischen Beobachtungen zu orientieren. Aus diesem Grund entstanden die uns teilweise noch bekannten Bauernregeln. Heute blicken wir eher mit einem zwinkernden Auge auf diese alten Regeln zurück. So kennt wahrscheinlich jeder Sprüche wie „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist.“. Dabei war ursprünglich das auf diese Weise weitergegebene Wissen vor allem für in der Landwirtschaft Tätige von enormer Bedeutung.

So beobachteten die Menschen schon vor fünfhundert Jahren, dass es vermehrt um Mitte Mai noch einmal zu Bodenfrösten kommt. Waren die Pflanzen schon vorher auf die Felder ausgebracht, konnten so ganze Ernten verderben. Das geduldige Abwarten bis „nach den Eisheiligen“ konnte also durchaus existentiell sein.

Und das ist heute immer noch so?

Das Abwarten für die Verpflanzung ins Freie ist auch heute noch sinnvoll. Sich jährlich wiederholende Wetterverhalten, wie es schon die Menschen im Mittelalter beobachtet haben, sind in der heutigen Zeit unter dem Begriff der Wetter-Singularitäten bekannt.

Dafür, dass es Mitte Mai noch einmal zu Bodenfrösten kommen kann, gibt es heute im Gegensatz zu früher eine wissenschaftliche Erklärung. Dass die Heiligen, denen am 11. bis 15. Mai gedacht wird, den Beinamen „Eisheilige“ bekommen haben, ist also durchaus auch aus heutiger Sicht noch sinnvoll. Meteorologisch kann dieses Phänomen so erklärt werden: Dadurch, dass sich im Frühling die südeuropäischen Landmassen im Verhältnis zu den von Meeren umgebenen, nordeuropäischen Gebieten durch die Sonneneinstrahlung wesentlich schneller Erhitzen, kommt es zur Bildung von Tief- und Hochdruckgebieten. In der Mitte Europas kommt es deshalb im späten Frühjahr meist noch einmal zu einem Showdown dieser unterschiedlichen Wetterfronten, die geballt aufeinander treffen. Dieses Aufeinanderprallen macht sich für uns durch einen abrupten Temperatursturz bemerkbar, der auch Bodenfröste mit sich bringen kann.

Auch wenn die kleinen Eiskristalle auf den Grashalmen wunderschön aussehen – Für Hobbygärtner kann später Bodenfrost sehr ärgerlich sein.
Empfindliche Pflanzen sollten daher erst nach den Eisheiligen ins Freie gesetzt werden.

Doch natürlich gibt es auch Gemüsesorten, die frostverträglicher sind als andere. So können einige Gemüse auch schon vor den Eisheiligen ihren Weg ins Freie finden. Sollte es allerdings noch einmal zu Schnee kommen, ist das Abdecken mit einem Pflanzentunnel oder Vlies aber auch für diese Pflanzen sinnvoll.

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